Geschrieben von Dorothea Kohlhaas
Im Frühjahr 2018 habe ich in einem Newsletter einer Organisation für Blinde und Sehbehinderte gelesen, dass es die Möglichkeit einer Weiterbildung zur Schriftdolmetscherin für Gehörlose gibt und dieser Beruf auch besonders für Blinde und Sehbehinderte geeignet ist.
Ich habe noch weitere Infos im Internet gesucht, gefunden und durchgelesen und war ganz begeistert hiervon. So habe ich mich angemeldet und seit Oktober 2018 bin ich nun in dieser Weiterbildung. Unsere Prüfung ist Ende Juli 2019. Ich finde es sehr spannend und mir macht das viel Spass.
Was ist ein Schriftdolmetscher für Gehörlose?
Ein Schriftdolmetscher unterstützt Schwerhörige oder Gehörlose bei Terminen mit Ärzten, dem Arbeitgeber, Konferenzen und Seminaren. Auch werden schwerhörige Schüler im Unterricht unterstützt oder Studenten in der Vorlesung.
Wir sind auch im Bundestag und Landtagvertreten. Überall, wo schwerhörige oder gehörlose Personen anwesend sind, könnte man einen Schriftdolmetscher finden. Auch gerade für Taubblinde Menschen ist dies eine gute Unterstützung.
Ein Schriftdolmetscher schreibt entweder direkt das Gesprochene mit und der Gehörlose kann im Laptop des Dolmetschers mitlesen oder hat einen eigenen Laptop oder ein Tablet, wo er lesen kann. Heutzutage sind Dolmetscher aber nicht immer mit vor Ort, sondern oft online zugeschaltet. Hier gibt es dann spezielle Plattformen, auf denen mitgeschrieben wird und der Kunde empfängt diese dann auch auf seinem Computer vor Ort in der Schule.
Für uns Schriftdolmetscher gibt es auch die Möglichkeit mit einem speziellen Programm das Ganze zu diktieren.
Wichtig ist, dass man sich vorab über das Thema informiert, dass man Verdolmetschen muss und sich darauf vorbereiten kann und schon Fremdwörter, Namen usw. kennt.
Wie läuft die Weiterbildung?
Ich mache die Weiterbildung beim BFW Würzburg für Blinde und Sehbehinderte. Alle 6 Wochen müssen wir für ein Wochenende in Würzburg sein. Dort üben wir das Dolmetschen, lernen viel über Kommunikation, Psychologie, Umgang mit Kunden, Recht und Gesetze, die Beantragung bei einem Kostenträger und natürlich sehr viel über das Dolmetschen.
Zwischen den Wochenenden müssen wir viel selber üben, haben Audiodateien die wir bearbeiten müssen und können online an unterschiedlichen Einsätzen dabei sein, um zu lernen, wie alles funktioniert. Wir haben verschiedene Stufen der Pratikumseinsätze. Zuerst sind wir nur online zugeschaltet und können alles anschauen, die Platform, wie wird gedolmetscht, es gibt einen Chat in dem Infos ausgetauscht werden usw. Danach kommen Online-Einsätze, bei denne wir selber mitschreiben oder diktieren können, aber nicht für den Kunden, sondern in einem Dokument in word. Dieses schicken wir dann den Dozenten, die uns hierzu auch ein Feedback geben, wie gut man schon zurecht kommt und wie gut man dolmetscht.
Der nächste Schritt ist dann, dass wir online mit einem ausgebildeten Schriftdolmetscher arbeiten und live dolmetschen für einen Kunden.
Außerdem müssen wir usn noch Einsätze suchen, bei denen wir direkt vor Ort sein können und mitdolmetschen.
Ende Juli haben wir dann eine schriftliche Prüfung und 2 praktische Teile.
Ihr könnt mir dann mal die Daumen drücken, dass ich dies schaffe!
Wir müssen auch mindestens 450 Anschläge pro Minute schreiben können, denn sonst kommt man bei der Verdolmetschung nicht mit.
Aber wie gesagt, ich finde es ist ein total interessanter Beruf und ich freue mich schon, wenn ich diesen Job mal ausüben kann.