Mecklenburg-Vorpommern: Arbeitslosenquote von Menschen mit Schwerbehinderung gesunken

VonROLLINGPLANET
Aussenansicht Jobcenter
(Foto: Jan Woitas/dpa)
Menschen mit Behinderung haben es nach wie vor schwer auf dem Arbeitsmarkt. Das belegen jüngste Daten der Arbeitsagentur Nord. Dabei werden die Fähigkeiten von Menschen mit oft unterschätzt und Einstellungsbeihilfen nicht genutzt.
Menschen mit Behinderung profitieren deutlich weniger von der wachsenden Arbeitskräftenachfrage in Mecklenburg-Vorpommern als der Durchschnitt der Arbeitsuchenden. So waren Ende Juli im Land rund 3.800 Menschen mit Schwerbehinderung ohne Job. Nach Berechnungen der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit waren das zwar 5,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl insgesamt fiel in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Minus von 9,4 Prozent aber entschieden höher aus. Nach Einschätzung von Agenturchefin Margit Haupt-Koopmann verkennen viele Unternehmer die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung und lassen so trotz Fachkräftemangels wichtige Potenziale ungenutzt.
70 Prozent der arbeitslos gemeldeten Menschen mit Behinderung hätten eine abgeschlossene Berufsausbildung. Der Anteil liege damit weit über der Quote bei allen Arbeitslosen im Land, die 57 Prozent betrage, sagte Haupt-Koopmann. Sie forderte, die „häufig an vermeintlichen Defiziten orientierte Wahrnehmung“ zu verändern, um so die Talente von Menschen mit Behinderung zu erkennen.
„Leider müssen sie noch immer gegen Vorbehalte und Vorurteile ankämpfen, die sich negativ auf ihre Beschäftigungschancen auswirken“,
beklagte die Chefin der Arbeitsagentur Nord.
Den gesetzlichen Vorgaben zufolge sind in Mecklenburg-Vorpommern rund 3.200 Unternehmen und öffentliche Behörden mit 20 und mehr Mitarbeitern verpflichtet, Menschen mit Behinderung zu beschäftigten. Gut 700, zu 98 Prozent Unternehmen, kommen dem nicht nach und zahlen wegen der unbesetzten Pflichtstellen eine Ausgleichsabgabe.
Dabei rangiert Mecklenburg-Vorpommern dank der hohen Einstellungsquote im öffentlichen Dienst (7,4 Prozent) mit einem Gesamtanteil von Beschäftigten mit Behinderung von 5,2 Prozent im Ländervergleich auf Rang zwei. In der Wirtschaft des Landes beträgt die Quote 4,1 Prozent. Das ist bundesweit zwar auch ein Spitzenwert, liegt aber dennoch unter der vorgeschriebenen Beschäftigungsquote für Menschen mit Schwerbehinderung von fünf Prozent.
Haupt-Koopmann verwies auf Unterstützungsmöglichkeiten für Betriebe, die Menschen mit Behinderung einstellen. Diese reichten von Eingliederungszuschüssen über die behinderungsgerechte Ausstattung von Arbeitsplätzen bis hin zur unterstützten Beschäftigung.
„Ich möchte besonders an die Personalverantwortlichen appellieren: Informieren Sie sich bei ihrem regionalen Arbeitgeberservice-Team. Nutzen sind unsere vielfältigen Beratungs- und Förderangebote. Geben Sie Menschen mit Handicap eine Chance“,
so der Appell der Agenturchefin.
Würden die noch offenen 3.200 der insgesamt 14.500 Pflichtstellen vollständig besetzt, könnten rein rechnerisch fast allen Menschen mit Behinderung, die derzeit im Nordosten noch auf Jobsuche sind, einer Beschäftigung nachgehen. Haupt-Koopmann gab zu bedenken, dass es in einer älter werdenden Gesellschaft immer mehr Menschen mit Behinderung geben werde, auch unter den Beschäftigten. Laut Sozialministerium leben im Nordosten derzeit rund 355.000 Menschen mit Behinderungen. Das ist mehr als jeder fünfte Einwohner des Landes. 218.000 von ihnen gelten als schwerbehindert, häufig als Folge von Krebserkrankungen oder Diabetes.
(RP/dpa)
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