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Goalball-EM in Rostock: Marburger sorgen für Medaillen-Regen

14.10.19
Bei der Goalball-Europameisterschaft haben die deutschen Mannschaften regelrecht abgeräumt. Die Wiege des Erfolgs ist Marburg. Denn hier spielt Michael Feistle, der überragende Spieler – und das gesamte Frauen-Team.
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„Es ging bis tief in die Nacht“
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Die deutschen Goalballer jubeln über ihre Medaillen.
Bild © Binh Truong / DBS
So richtig fassen kann Michael Feistle das alles noch nicht. „Das werden wir alle nie vergessen“, sagte er im Gespräch mit dem hr-sport. „Wahnsinnig geil! Die Nacht war kurz – Europameister im eigenen Land wird man ja nur einmal.“ Der Marburger hat das geschafft, mit dem deutschen Team im Goalball. Und das war nicht der einzige Erfolg – die Frauen sicherten sich in Rostock die Bronze-Medaille. Die Medaille war dank Marburger Spielerinnen made in Hessen.
Mit Verletzung zu Gold
„Wir hatten die Zielsetzung im eigenen Land Europameister zu werden, weil wir im vergangenen Jahr Vize-Weltmeister geworden sind“, verriet Feistle. Und doch – dieser Titel ist etwas Besonderes für den Marburger. Er war der überragende Spieler des neuen Europameisters, den Traum von der Goldmedaille machte er mit dem deutschen Team an seinem 27. Geburtstag perfekt und als ob das alles noch nicht genug sei, kämpfte Feistle während der Heim-EM mit einer Verletzung.
Audio 00:46 Min. |14.10.19
„Und dann habe ich mich selbst eingewechselt“
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Michael Feistle bei der Goalball-EM
Bild © picture-alliance/dpa
„Ich habe mich seit dem Viertelfinale mit einer Oberschenkelverletzung durchs Turnier geschleppt“, so Feistle. Im Viertelfinale sollte er dann geschont werden – doch die Mannschaft lag zurück und der Marburger traf eine Entscheidung. „Da habe ich mich mehr oder weniger selbst eingewechselt.“ Mit Erfolg, das Team gewann – und konnte sich auch im Halbfinale auf den Marburger verlassen.
Gänsehaut als Dauerzustand
Denn mit seinem Penalty in der Verlängerung machte er den Finaleinzug perfekt. Da setzten sich Feistle und seine Mannschaftskollegen dann gegen die Ukraine durch – deutlich mit 6:2. „Wir wussten, dass es schwer wird, deshalb war es umso schöner als wir das Ding gewonnen haben“, so Feistle. Und das vor 2.000 Zuschauern – „das war wahnsinnig geil. In der Bundesliga kommen 200, vielleicht 300 Zuschauer.“
Goalball
Beim Goalball, einem Spiel für Menschen mit Sehbehinderung, tragen alle Spieler zur Chancengleichheit lichtundurchlässige Brillen. Gespielt wird auf zwei Tore, pro Mannschaft stehen drei Spieler auf dem Feld. Der Ball muss ins Tor der gegnerischen Mannschaft befördert werden. Damit die Spieler den Ball erkennen können, befindet sich ein Glöckchen darin. „Wir müssen den Ball akustisch wahrnehmen und uns dann im Raum orientieren“, so Feistle.
Ein besonderes Erlebnis war die Europameisterschaft auch für das deutsche Frauen-Team im Goalball. Trotz enormer Verletzungssorgen kämpfte sich die Auswahl bis ins Spiel um Platz 3. „Am Vorabend des Bronze-Spiels habe ich mit zwei Mädels gesprochen und ihnen gesagt, sie sollen reingehen und unbedingt die Medaille wollen. Das haben sie geschafft und das war überragend“, so Feistle, der bedauerte das der Zeitplan des Turniers dafür sorgte, dass sie die Frauen nicht in der Halle unterstützen konnten. „Aber in unserer Vorbereitung lief oft der Livestream, wo wir immer geschaut haben, wie es bei den Mädels läuft.“
Frauen holen Überraschungsbronze
Gesehen haben sie eine überragende Mannschaftsleistung, den Sieg gegen Großbritannien und Bronze. Die Besonderheit: Alle vier Spielerinnen – Stefanie Behrens, Annkathrin Denker, Charlotte Hartz, Pia Knaute – kommen aus Marburg, spielen bei der SSG Blista Marburg. „Wir haben keine gute Saison gespielt, hatten im Vorfeld eher schon etwas Schiss, dass wir bei der Heim-EM versagen“, sagte Hartz: „Eine Medaille war absolut undenkbar – und jetzt haben wir Bronze. Das ist der Wahnsinn.“
Audio 00:25 Min. |14.10.19
So funktioniert Goalball
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Frischgebackene Europameister: Michael Feistle (vorn) und Thomas Steiger
Bild © picture-alliance/dpa
Hartz wird ebenso wie Mitspielerin Behrens und Trainer Thomas Prokein – natürlich auch Marburger – seine internationale Karriere nach diesem Erfolg beenden. „Einen schöneren Abschluss kann es einfach nicht geben. Von uns fällt eine große Last ab. Ich verspüre eine große Zufriedenheit und habe tiefsten Respekt vor der Leistung meiner Mannschaft. Sie haben sich vor so vielen Zuschauern hervorragend präsentiert“, so Prokein.
Auftanken für Olympia
Und Feistle? Der will sich jetzt erst einmal eine Pause gönnen – in der Bundesliga geht die Saison ohnehin erst im nächsten Jahr wieder los. „Meine Trainer sehen mich so schnell erst einmal nicht in der Halle.“ Als Europameister kann man das schon mal machen – ab Januar beginnt dann die Vorbereitung auf das nächste Goalball-Highlight – die Paralympics in Tokio im Sommer.
Quelle: hessenschau.de