Deutschland sucht den Abwehrchef: Wer beerbt Süle?

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Deutschland sucht den Abwehrchef: Wer beerbt Süle?

Nach dem Ausfall von Niklas Süle sucht Bundestrainer Joachim Löw einen neuen
Abwehrchef. Aus dem Kandidaten-Kreis drängt sich kaum jemand auf, einzig ein
fast vergessener Weltmeister erhebt leise Ansprüche.
Die Zeiten, in denen Matthias Ginter bei der Nationalmannschaft fast
unscheinbar mitlaufen konnte, sind vorbei. Bei seiner Ankunft im
Düsseldorfer Teamhotel wurde der Mönchengladbacher von Journalisten zum
Interview gebeten, und Ginter nutzte die für ihn seltene Gelegenheit, um
seinen Führungsanspruch zu hinterlegen. Dabei klang er für seine
Verhältnisse recht forsch.

„Ich bin einer, der mit am längsten dabei ist. Ich will mich
weiterentwickeln und auch in der Nationalmannschaft die nächsten Schritte
gehen“, sagte der 25-Jährige, ehe er pflichtbewusst ergänzte: „Aber wie
gesagt: Ich bin froh, wieder hier zu sein.“

Auch Joachim Löw ist froh, dass Ginter seine Anfang Oktober gegen Augsburg
erlittene Schulterverletzung auskuriert hat und das Selbstvertrauen eines
Bundesliga-Spitzenreiters mitbringt. Der Bundestrainer fahndet nach der
schweren Knieverletzung von Niklas Süle nach einem neuen Abwehrchef, der das
neuformierte Team auch bei der EURO 2020 von hinten heraus führen soll.
DFB-Direktor Oliver Bierhoff sagte dazu am Mittwoch ernüchternd: „Es gibt
keinen Einzelspieler, der heraussticht.“

Süle-Comeback zur EM nicht ausgeschlossen

Ginter werden noch die größten Chancen eingeräumt. In den beiden
abschließenden EM-Qualifikationsspielen am Samstag in Mönchengladbach gegen
Weißrussland und drei Tage später in Frankfurt/Main gegen Nordirland (beide
20:45 Uhr) werden für Ginter zum Chef-Test. Der zuverlässige Defensivmann
bringt deutlich mehr Erfahrung mit als seine Konkurrenten Jonathan Tah,
Niklas Stark oder Robin Knoche. Was viele vergessen: Ginter ist im aktuellen
Kader neben Toni Kroos der einzig verbliebene Feldspieler aus dem
Weltmeister-Team von 2014.

Die Aura eines Weltmeisters geht Ginter aber ab. Er verteidigt stets fleißig
und solide, aber selten spektakulär und mit klaren Kommandos. Hier hat
Antonio Rüdiger Vorteile, doch der Profi des FC Chelsea hat sich erneut
verletzt und muss sich im neuen Jahr erst im Klub wieder herankämpfen.

Tah besitzt zwar körperlich alle Voraussetzungen, um Löws jüngste Forderung
nach mehr Robustheit zu erfüllen. Doch der Leverkusener kämpft sich gerade
erst aus einem Leistungstief heraus. Außerdem ist er für die Rolle des
Abwehrchefs zu introvertiert.

Stark wird von U21-Nationalcoach Stefan Kuntz als „natürlicher Anführer“
bezeichnet, doch dem Hertha-Profi klebte bislang im DFB-Team das Pech an den
Schuhen. Aber selbst wenn der schnelle und umsichtige Stark, der nach einem
Nasenbeinbruch auch am Mittwoch im Training fehlte, seinen Rhythmus findet –
die Führungsrolle kommt für ihn noch zu früh.
Ein absoluter Leader ist zweifelsohne Mats Hummels, doch den im Juni
aussortierten Rio-Weltmeister holte Löw für den letzten Lehrgang des Jahres
bewusst nicht zurück. Der Bundestrainer hofft, dass Ginter und Co. in die
Führungsrolle hineinwachsen. Manuel Neuer hat eine andere Hoffnung noch
nicht aufgegeben: „Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass Niklas Süle für die
EM doch noch infrage kommt.“

Quelle: www.sport.de