Museum der Moderne: Kostenexplosion bei der Kunst-„Scheune“

Vor fünf Jahren beschloss der Bund ein Mega-Projekt: das Museum der Moderne in Berlin. 200 Millionen Euro waren dafür vorgesehen – doch nun explodieren die Kosten. Am Donnerstag berät der Haushaltsausschuss.
Von Angela Ulrich, ARD-Hauptstadtstudio Berlin
Otto Fricke macht keinen Hehl daraus: „Die Schmerzgrenze der FDP ist bei diesem Projekt schon lange überschritten, das muss man klar und deutlich sagen.“ Der Haushälter der Liberalen im Bundestag ist kein großer Freund des geplanten Museums der Moderne in Berlin. Und auch Anja Hajduk von den Grünen ist alles andere als begeistert: „Dieses Museum soll ja schließlich von den Bürgerinnen und Bürgern auch akzeptiert werden“, meint die Grünen-Haushälterin. „Und im Moment ist die Öffentlichkeit völlig irritiert. Heißt das eigentlich, so ein Museum kann kosten was es will?“
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Das geplante Museum der Moderne in Berlin
Das geplante Museum der Moderne der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, die auch die Elbphilharmonie in Hamburg entworfen haben.
Vom kulturellen Leuchtturm zum Sorgenkind?
Berlins neuer kultureller Leuchtturm könnte auch ein neues Sorgenkind werden. Noch vor dem ersten Spatenstich schießen die Kosten für das Prestigeprojekt in die Höhe. War das „Museum des 20. Jahrhunderts“ bei Startschuss der Planungen mit 200 Millionen Euro veranschlagt, geht Kulturstaatsministerin Monika Grütters jetzt von rund 364 Millionen Euro aus. Plus einer wahrscheinlichen Baukostensteigerung und einem Risikopuffer – Grütters will vom Haushaltsausschuss des Bundestages sogar rund 450 Millionen Euro für den Museumsneubau bewilligt bekommen. Dafür verspricht sie: „Wir werden alles daransetzen, durch ein enges Monitoring mindestens einmal im Jahr an die Haushälter zu berichten, dass diese Schmerzgrenze auch tatsächlich eingehalten wird.“
Mehr Ausstellungsfläche für moderne Kunst
Zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie nahe dem Potsdamer Platzes soll das neue Museum der Moderne einmal entstehen, dort wo heute noch eine große Brache liegt. Der neue Bau soll den Platz beleben und auch ein jahrelanges Ärgernis beheben: dass moderne Kunst in Berlin zu wenig Ausstellungsfläche hat. In der Neuen Nationalgalerie nebenan ließen sich nur etwa 20 Prozent der Bestände präsentieren, erklärt Grütters – von Werken der Künstlergruppe „Brücke“ aus dem Expressionismus bis hin zu Werken von Joseph Beuys.
Der neue Bau soll über rund 9.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche verfügen. Das Architektenduo der Hamburger Elbphilharmonie wird das neue Berliner Museum bauen – allerdings mit einem weit unspektakuläreren Entwurf: Kritiker sprechen bei der schlichten Kunsthalle von einer übergroßen Scheune. Dass den Schweizer Architekten bei der Elbphilharmonie die Kosten extrem aus dem Ruder liefen, macht Grütters keine Angst fürs Berliner Projekt, im Gegenteil: „Die werden alles daransetzen, dass sie hier gerade nicht den Ruf der Elbphilharmonie mit dieser Verteuerung bestätigen werden, sondern den soliden Ruf als gute Architekten, die sich an Kostenobergrenzen halten können.“
„Humus unserer Gesellschaft“
Die Kanzlerin soll hinter dem Museum der Moderne stehen. Manche Haushälter von Union und SPD grummeln, aber eher hinter vorgehaltener Hand. In der Opposition ist der Knatsch deutlich lauter, auch wenn Otto Fricke von den Liberalen zugesteht: „Obwohl ich ja ein nüchterner, böser Haushälter bin, der immer nein sagt, muss man klar erkennen, dass wir bei allen Politikfeldern immer erkennen müssen, was der tiefere Sinn einer Gesellschaft ist. Und Kultur ist auch immer der Humus, auf dem unsere Gesellschaft wächst.“
Genau das ist auch für Anja Hajduk von den Grünen klar: „Ich glaube, es wäre nicht zielführend, dieses ganze Projekt jetzt fallenzulassen. Das nicht. Aber wir werden jetzt sehr, sehr genau darauf achten, dass ab jetzt diese Kostenplanung gilt. Das verlangen wir Grüne, und da werden wir auch am Ball bleiben.“
Über dieses Thema berichtete Inforadio am 14. November 2019 um 01:57 Uhr.
Quelle ist von tagesschau.de