Jahreshauptversammlung beim FC Bayern München: Hoeneß – „Das war’s! Ich habe fertig!

Uli Hoeneß reflektiert zum Abschied sein Lebenswerk, Karl-Heinz Rummenigge redet emotional, Herbert Hainer wird zum neuen Präsidenten gewählt, Jan-Christian Dreesen präsentiert Rekordzahlen, die Fans feiern neben Hoeneß den künftigen Vorstand Oliver Kahn, Trainer Hansi Flick sowie die Legenden Franck Ribery und Arjen Robben. Der Bayern-Abend von der Jahreshauptversammlung.

6091 Mitglieder – weniger als erwartet – pilgern am Freitagabend in die Münchner Olympiahalle, um dem prägendsten Mann der Vereinsgeschichte zu huldigen. Um 18.55 Uhr betritt Uli Hoeneß zu den Klängen des „Stern des Südens“ gemeinsam mit den Vorständen Karl-Heinz Rummenigge und Jan-Christian Dreesen sowie den Vizepräsidenten Professor Dieter Mayer und Walter Mennekes das Podium. Über sechs große Bildschirme flimmern die Höhepunkte aus dem Vereinsjahr, querbeet von den Fußballprofis bis zu den Basketballern. Als Hoeneß um 19.02 Uhr ans Rednerpult tritt, will der Beifall kein Ende nehmen. Die Überraschung danach: Franck Ribery mit der Meisterschale, Arjen Robben mit dem DFB-Pokal und Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic mit der Meister-Trophäe marschieren in den Saal. Pokale, anwesende Legenden, die Erwähnung des 4:0 gegen Borussia Dortmund in Wort und Bild: Zutaten für eine Stimmung, die besser nicht sein könnte. Knapp 18 Minuten dauert Hoeneß‘ Abschiedsrede, in der der 67-Jährige auf fast 50 Jahre beim FC Bayern zurückblickt; als Spieler, Manager, Präsident und Aufsichtsratschef. „Wir haben nie verrückte Dinge gemacht und sehr oft erfolgreich Fußball gespielt“, sagt Hoeneß und wirbt um Geduld für die neue Führungsgeneration um seinen Nachfolger Herbert Hainer und den künftigen Vorstand Oliver Kahn sowie um Zusammenhalt im Verein. Politisch wird er gegen Ende der Rede. Der FC Bayern sei ein Tanker, der auf dem Weltmeer entlanggleitet. „Dieser Tanker muss geradeaus fahren, nicht nach links schauen, schon gar nicht nach rechts. Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen, der Verein sozial, selbstbewusst, nicht arrogant sein, er muss auch an die Kleineren denken.“ Hoeneß schließt mit dem Worten: „Es war eine wunderschöne Zeit. Das war’s! Ich habe fertig! Danke!“ Minutenlanger Applaus folgt, Ehefrau Susi bekommt einen Kuss, Ribery überreicht ein Gemälde mit Hoeneß-Porträts.

Rummenigge: „Wir vertrauen Hansi“

Um wenige Sekunden verfehlt anschließend Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge die Stunden-Marke in seiner Rede. „Diese Jahreshauptversammlung bedeutet eine große Veränderung in der Geschichte unseres Vereins“, beginnt er mit Blick auf den Hoeneß-Abschied, ehe er sportlich Bilanz zieht. Trotz des schwierigen Herbstes 2018 seien der siebte Meistertitel in Serie und das zwölfte Double Rekorde, Rummenigge gratuliert dem mittlerweile entlassenen Trainer Niko Kovac dazu. „International“, sagt er mit Blick auf das Achtelfinal-Aus gegen den FC Liverpool, „wollen wir es in dieser Saison besser machen, das ist unser Anspruch“. Den Umbruch im Kader hält der FCB-Boss für „grundsätzlich sehr gut gelungen“, eine besondere Würdigung erteilt er Franck Ribery und Arjen Robben: „Sie haben unsere Mannschaft eine Dekade geprägt, es waren die erfolgreichsten Jahre des FC Bayern.“ Zum Abschied von Mats Hummels gen Dortmund stellt Rummenigge klar: „Ich möchte Irritationen beseitigen. Mats hat um seine Freigabe gebeten, dem haben wir entsprochen.“ Ein besonderes Anliegen scheint ihm die Unterstützung für Sportdirektor Hasan Salihamidzic, den er als „Mann mit Visionen für den Kader“ bezeichnet. „Ich darf Sie grundsätzlich bitten, Hasan zu vertrauen. Er ist ein junger Mensch, ein guter Mitarbeiter, er verdient unser Vertrauen.“ Der Neustart unter Trainer Hansi Flick sei beeindruckend gelungen. Daher werde der 54-Jährige „mindestens bis Weihnachten“ Trainer bleiben. Eine Ansage, die die Mitglieder mit viel Beifall goutieren. Rummenigge: „Er hat eine imponierende Vorstellung von Training und Taktik und ist empathisch. Wir vertrauen Hansi Flick.“ Natürlich würdigt Rummenigge seinen jahrzehntelangen Weggefährten Hoeneß. „Mia san Mia bedeutet auch, für Werte zu stehen. Es geht um mehr als Erfolge auf dem Fußballplatz. Du, lieber Uli, hast diese Mia-san-Mia-Maschinerie perfekt am Laufen gehalten und warst mein perfekter Lehrmeister. Du hast dem FC Bayern ein Gesicht gegeben, das ihn von allen anderen auf der Welt abhebt. Der Klub ist und war für dich eine Familie, das hast Du immer gelebt. Die Spieler haben es geschätzt und geliebt. Du warst ein großartiger Spieler, ein grandioser Manager und stets ein hervorragender Präsident und Aufsichtsratschef. Es war mir eine Ehre, mia san Uli.“ Nach so viel Emotion und Pathos verkündet Finanz-Vorstand Jan-Christian Dreesen die längst bekannten Rekordzahlen: 750,4 Millionen Euro Umsatz in 2018/18, 52,5 Millionen Euro Gewinn nach Steuern. Eine beeindruckende Bilanz für einen Verein, dessen Präsident nun Herbert Hainer heißt. Die Mitglieder wählen den früheren Adidas-Vorstandsvorsitzenden mit überwältigender Mehrheit bei 79 Nein-Stimmen und 36 Enthaltungen. Mayer und Mennekes werden in ihrem Amt bestätigt. „Ich bringe drei Dinge ein: Meinen Sachverstand aus 30 Jahren Adidas, mein großes Netzwerk aus Wirtschaft und Sport, vor allem aber meine riesige Leidenschaft für den FC Bayern München“, verspricht Hainer. Er wolle den Rekordmeister führen wie einst „Adidas“, Wert auf Nachhaltigkeit legen. „Der FC Bayern ist kein kickender Konzern, darf das niemals werden. Er ist Sport, bayerische Heimat, Mia san Mia. Das ist unsere Seele, die wir uns immer bewahren müssen.“ Der Klub müsse seiner gesellschaftlichen Verantwortung in Zeiten einer immer größer werdenden Spaltung der Gesellschaft gerecht werden, Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und soziales Engagement seien dafür nötig. Hainer stellt in seiner ersten Amtshandlung den Antrag, Uli Hoeneß zum Ehrenpräsidenten zu ernennen, die Mitglieder signalisieren ihr „Ja“ per lautstarkem Applaus. Eine Ernennung, die Hoeneß gerührt und erfreut annimmt.

Frank Linkesch

Kommentar zur JahresHauptVersammlung des FC Bayern

Hoeneß – Hainer – Harmonie

Selbst am Ende, bei „Verschiedenes“, dem Tagesordnungspunkt 9, wurde die vorherige, viereinhalbstündige Demonstration der Harmonie nur noch leicht gestört. Die Gastredner aus der Mitgliederschaft des FC Bayern München führten insgesamt eher Belangloses an. Kritisches gegen Hasan Salihamidzic konterte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge souverän und bat um eine faire, vorurteilslose Chance für seinen künftigen Partner im Vorstand.

Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild aus München

Diesen positiven und versöhnlichen Abschied hat Uli Hoeneß (67) verdient. Nach knapp einem halben Jahrhundert „Herzblut für den FC Bayern“, wie es Rummenigge sagte, tritt der einstige FCB-Profi, Manager und Präsident/Aufsichtsratsvorsitzende aus der ersten Reihe zurück in die zweite, er bleibt Mitglied des Aufsichtsrats. Seine Doppelrolle übernimmt fortan Herbert Hainer, der ein gewaltiges Erbe antritt.

Hoeneß‘ politischer Appell

Uli Hoeneß hat den FC Bayern, einen 1979 verschuldeten Verein, zum deutschen Rekordmeister und Wirtschaftskrösus gemacht, dazu in der europäischen Spitze etabliert. Neben dem sportlichen Erfolg, für den er notfalls die Grätsche und die Ellenbogen einsetzte, lebte Hoeneß auch ideelle Werte. Den familiären Charakter seines Vereins stellte er auch in seiner 17:40 Minuten kurzen Rede ganz besonders heraus, diese wesentliche Komponente möchte er weiter kultiviert wissen. Der Mensch müsse im Mittelpunkt dieses Vereins stehen, betonte Hoeneß in seinem Vermächtnis. Sozial, selbstbewusst, aber nicht arrogant wünscht er sich den FCB, den er mit einem Tanker verglich, der geradeaus fahren müsse, „nicht nach links, schon gar nicht nach rechts“. Diese heutzutage so wichtige politische Botschaft – die auch der Fußball bei jeder Gelegenheit transportieren muss – nahm Rummenigge auf, als er sich mit Nachdruck gegen Rassismus sowie Homophobie wandte und im Namen des gesamten FC Bayern klarstellte: „Mia san bunt“. Es war in dieser Jahreshauptversammlung viel von Identität die Rede, vom besonderen Weg, den der FC Bayern geht im Vergleich zu den fremdfinanzierten und damit fremdbestimmten europäischen Giganten, mit denen der deutsche Primus konkurriert. Herbert Hainer, der mit rund 98 Prozent Zustimmung gewählte Präsident, rückte diese Grundpfeiler des Vereins ins Zentrum seiner rhetorisch flotten, rundum gelungenen 16:19-Minuten-Bewerbungsrede: Der FC Bayern sei kein kickender Konzern, sondern Sport, Heimat, bayerische Heimat, Mia-san-mia. Der Verein stehe „in Zeiten einer immer größeren Spaltung unserer Gesellschaft“ für Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und soziales Engagement – Hainer sprach da ganz im Sinne seines Vorgängers, dessen Lebenswerk er weiterzuführen gewillt ist. Mit seinem ersten Auftritt überzeugte der neue Vereinsboss vor der Bayern-Gemeinde.

Flick bleibt „mindestens bis Weihnachten“

So erfolgte dieser Übergang an der Spitze des FC Bayern reibungslos. Die an diesem Abend vorgeführte Eintracht und strategische Einmütigkeit muss nun gelebt werden. Oliver Kahn, mit besonderem Applaus als künftiges Vorstandsmitglied und designierter Rummenigge-Erbe begrüßt, und Hasan Salihamidzic, sein in der Olympiahalle zunächst ebenfalls freundlich empfangener Partner als Sportvorstand, müssen den deutschen Rekordmeister weiter zukunftstauglich gestalten, dazu der neue Präsident. Hoeneß warb um Geduld, die er selbst während seines Wirkens nicht immer hatte und die in diesem erfolgsgewohnten Verein schnell aufgebraucht ist. Nur deshalb kam diese sportliche Superserie über fünf Jahrzehnte zustande. Hansi Flick soll daran, so wurde wenig überraschend verkündet, nun wieder anknüpfen, möglichst sofort, seine Beförderung zum Cheftrainer wurde nun „bis Weihnachten“ befristet – immerhin. Es war das Mindeste an Zeit, die Flick da gewährt wird. Das große Vertrauen, das Rummenigge ansprach, hätte sich in einer Chefrolle für Flick bis Saisonende ausgedrückt. Nun setzen sich die Spekulationen fort, spätestens Anfang Dezember.

Quellen:

https://www.kicker.de/762736/artikel/hoeness_das_war_s_ich_habe_fertig_

https://www.kicker.de/762737/artikel/hoeness_hainer_harmonie_

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