Klimastreikwoche an deutschen Hochschulen

Bei Klimaschutz-Aktionen sind Studenten bisher weniger präsent als Schüler. Nun hat eine Initiative zum Hochschulstreik aufgerufen – statt Seminare sollen Klima-Veranstaltungen auf dem Stundenplan stehen.
Von Tim Diekmann, SWR
So wirklich zufrieden wirken die Veranstalter des Hochschulstreiks an der Universität in Tübingen nicht. Erst acht, später zwölf Studierende treffen sich an diesem Nachmittag im „Clubhaus“, einer Cafeteria im Zentrum von Tübingen. Ein Raum oberhalb der Essensausgabe dient als Streikzentrale. Zuvor haben hier noch rund 20 Studierende über Feminismus debattiert. Jetzt soll es um konkrete Klimaschutzmaßnahmen auf dem Campus gehen.
Alte Sofas und Stühle sind zu einem Kreis zusammengestellt. Caroline Kunz sitzt auf einem ausrangierten, orangenen Dreier-Sofa und formuliert das Ziel der Veranstaltung: „Wie kann die Uni möglichst schnell klimaneutral werden?“ Gemeinsam mit ihren Kommilitonen will die Organisatorin der so genannten „Public Climate School“ einen Forderungskatalog ausarbeiten. Ein Vorschlag: Weniger Fleisch, dafür mehr veganes Essen in den Mensen. Das sei klimafreundlicher. Zudem soll der ÖPNV ausgebaut werden.
„Unser drängendstes Problem“
Anneke Martens beteiligt sich am Klimastreik. Die 21-jährige Rhetorik- und Politikstudentin wird deshalb ihre Vorlesungen und Seminare in dieser Woche nicht besuchen. „Die Klimakrise ist unser drängendstes Problem, es muss jetzt was passieren“, sagt sie und schaut auf ihr Handgelenk. Auf dem grünen BUND-Armband steht „Kohle stoppen“. Klimaschutz ist zum Mittelpunkt in Annekes Leben geworden.
Ihr Studium rückt dafür in den Hintergrund. In ihrer Freizeit organisiert sie die „Fridays-for-Future“-Demonstrationen in Tübingen, jetzt will sie dafür sorgen, dass nicht nur Schüler öffentlichkeitswirksam für den Klimaschutz einstehen: „Wir müssen eine gesamtgesellschaftliche Bewegung werden.“
Universität appelliert an Eigenverantwortung
Auch wenn an diesem Nachmittag nur wenige Studierende in das „Clubhaus“ gekommen sind, hoffen die Organisatoren, dass die Hochschulstreikwoche zum Impulsgeber wird. „Noch sind Studierende in den Fridays-for-Future-Protesten nicht sichtbar genug“, sagt Mitorganisator Julian Lohmann. Deswegen streike man nun auch an der Uni.
Die Hochschulleitung unterstützt die Initiative grundsätzlich: „Die Universität Tübingen sieht Hochschulen hier auch in der Verantwortung, den Austausch und Debatten zu Klima- und Umweltfragen zu ermöglichen.“ Deswegen stelle sie auch Räume zur Verfügung. Vorlesungen und Veranstaltungen fallen aber nicht aus: „Jeder Studierende muss in Eigenverantwortung eine persönliche Entscheidung einschließlich Folgenabschätzung treffen, wenn er oder sie eine reguläre Veranstaltung zu Gunsten der ‚Streikwoche‘ nicht besucht.“ Wer also in Seminaren fehlt, riskiert, diese wiederholen zu müssen.
Im ganzen Bundesgebiet hat die Bewegung „Students for Future“ in dieser Woche zum Klimastreik aufgerufen. Neben Tübingen beteiligten sich unter anderem auch die Universitäten in Berlin, Hannover und München an der Aktion. Mit dem Streik wolle man den Normalbetrieb der Uni stören und Raum für Veranstaltungen und Diskussion rund um den Klimaschutz bieten, heißt es in einer Pressemitteilung der Bewegung.
Diskussionen, Vorträge und Aktionen zum Klimaschutz
Das Streik-Programmheft in Tübingen sieht in dieser Woche unter anderem ein „Aktionstraining: Fließen und Blockieren“ vor, außerdem Vorträge zum Thema Plastik und Energiewende. Anneke Martens, die 21-jährige Studentin, will viele dieser Veranstaltungen besuchen. Ihr Ziel: die Klimakrise stoppen. Oder zumindest bremsen: „Das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens schaffen wir vielleicht nicht mehr. Aber wir müssen jetzt um jedes Zehntel-Grad kämpfen.“ Martens verzichtet deshalb auf Fleisch und andere tierische Produkte, fliegt nicht mehr in den Urlaub und kauft vor allem Second-Hand-Kleidung.
Zum Abschluss der Aktionswoche geht es dann am Freitag wieder auf die Straße. „Fridays for Future“ lädt zum vierten globalen Klimastreik. Martens wird wieder dabei sein.
Quelle ist von tagesschau.de Klimastreikwoche an deutschen Hochschulen tagesschau.de Bei Klimaschutz-Aktionen sind Studenten bisher weniger präsent als Schüler. Nun hat eine Initiative zum Hochschulstreik aufgerufen – statt Seminare sollen Klima-Veranstaltungen auf dem Stundenplan stehen. Von Tim Diekmann, SWR So wirklich zufrieden wirken die Veranstalter des Hochschulstreiks an der Universität in Tübingen nicht. Erst acht, später zwölf Studierende treffen sich an diesem Nachmittag im „Clubhaus“, einer Cafeteria im Zentrum von Tübingen. Ein Raum oberhalb der Essensausgabe dient als Streikzentrale. Zuvor haben hier noch rund 20 Studierende über Feminismus debattiert. Jetzt soll es um konkrete Klimaschutzmaßnahmen auf dem Campus gehen. Alte Sofas und Stühle sind zu einem Kreis zusammengestellt. Caroline Kunz sitzt auf einem ausrangierten, orangenen Dreier-Sofa und formuliert das Ziel der Veranstaltung: „Wie kann die Uni möglichst schnell klimaneutral werden?“ Gemeinsam mit ihren Kommilitonen will die Organisatorin der so genannten „Public Climate School“ einen Forderungskatalog ausarbeiten. Ein Vorschlag: Weniger Fleisch, dafür mehr veganes Essen in den Mensen. Das sei klimafreundlicher. Zudem soll der ÖPNV ausgebaut werden. „Unser drängendstes Problem“ Anneke Martens beteiligt sich am Klimastreik. Die 21-jährige Rhetorik- und Politikstudentin wird deshalb ihre Vorlesungen und Seminare in dieser Woche nicht besuchen. „Die Klimakrise ist unser drängendstes Problem, es muss jetzt was passieren“, sagt sie und schaut auf ihr Handgelenk. Auf dem grünen BUND-Armband steht „Kohle stoppen“. Klimaschutz ist zum Mittelpunkt in Annekes Leben geworden. Ihr Studium rückt dafür in den Hintergrund. In ihrer Freizeit organisiert sie die „Fridays-for-Future“-Demonstrationen in Tübingen, jetzt will sie dafür sorgen, dass nicht nur Schüler öffentlichkeitswirksam für den Klimaschutz einstehen: „Wir müssen eine gesamtgesellschaftliche Bewegung werden.“ Universität appelliert an Eigenverantwortung Auch wenn an diesem Nachmittag nur wenige Studierende in das „Clubhaus“ gekommen sind, hoffen die Organisatoren, dass die Hochschulstreikwoche zum Impulsgeber wird. „Noch sind Studierende in den Fridays-for-Future-Protesten nicht sichtbar genug“, sagt Mitorganisator Julian Lohmann. Deswegen streike man nun auch an der Uni. Die Hochschulleitung unterstützt die Initiative grundsätzlich: „Die Universität Tübingen sieht Hochschulen hier auch in der Verantwortung, den Austausch und Debatten zu Klima- und Umweltfragen zu ermöglichen.“ Deswegen stelle sie auch Räume zur Verfügung. Vorlesungen und Veranstaltungen fallen aber nicht aus: „Jeder Studierende muss in Eigenverantwortung eine persönliche Entscheidung einschließlich Folgenabschätzung treffen, wenn er oder sie eine reguläre Veranstaltung zu Gunsten der ‚Streikwoche‘ nicht besucht.“ Wer also in Seminaren fehlt, riskiert, diese wiederholen zu müssen. Im ganzen Bundesgebiet hat die Bewegung „Students for Future“ in dieser Woche zum Klimastreik aufgerufen. Neben Tübingen beteiligten sich unter anderem auch die Universitäten in Berlin, Hannover und München an der Aktion. Mit dem Streik wolle man den Normalbetrieb der Uni stören und Raum für Veranstaltungen und Diskussion rund um den Klimaschutz bieten, heißt es in einer Pressemitteilung der Bewegung. Diskussionen, Vorträge und Aktionen zum Klimaschutz Das Streik-Programmheft in Tübingen sieht in dieser Woche unter anderem ein „Aktionstraining: Fließen und Blockieren“ vor, außerdem Vorträge zum Thema Plastik und Energiewende. Anneke Martens, die 21-jährige Studentin, will viele dieser Veranstaltungen besuchen. Ihr Ziel: die Klimakrise stoppen. Oder zumindest bremsen: „Das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens schaffen wir vielleicht nicht mehr. Aber wir müssen jetzt um jedes Zehntel-Grad kämpfen.“ Martens verzichtet deshalb auf Fleisch und andere tierische Produkte, fliegt nicht mehr in den Urlaub und kauft vor allem Second-Hand-Kleidung. Zum Abschluss der Aktionswoche geht es dann am Freitag wieder auf die Straße. „Fridays for Future“ lädt zum vierten globalen Klimastreik. Martens wird wieder dabei sein. Leseansicht schließen Schrifteinstellungen Vorlesen Bei Pocket speichern