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Umbruch, Sportverletzung und Co.: Löws „schwieriges Jahr“

Die letzte Dienstreise im Lichte der Öffentlichkeit markiert für Joachim Löw
am Ende eines „schwierigen Jahres“ Endpunkt und Aufbruch zugleich.

In Bukarest bekommt die Fußball-EM 2020 für den Langzeit-Bundestrainer mit
der Auslosung der sechs Vorrundengruppen „ein Gesicht“, wie er es selbst
ausdrückte.

Nach der Rückkehr aus Rumäniens Hauptstadt kann Löw mit seinem Stab um
Organisationschef Oliver Bierhoff die „konkreten Planungen“ für das
komplizierte Pan-Europa-Turnier vom 12. Juni bis 12. Juli 2020 vorantreiben.
Einige zentrale Entscheidungen sind schon getroffen: Das EM-Trainingslager
wird im österreichischen Seefeld stattfinden. Und während der Endrunde wird
das Team um Kapitän Manuel Neuer beim Ausrüster Adidas im fränkischen
Herzogenaurach wohnen und trainieren.
Löw blickt auf ein Achterbahnjahr mit der Nationalmannschaft zurück – und
auch persönlich. Nach einem Sportunfall fehlte er erstmals in über 13 Jahren
als Chefcoach bei zwei Länderspielen. Aber anderthalb Jahre nach dem
WM-Desaster in Russland konnte der Weltmeistercoach von 2014 seine Position
mit einer insgesamt souveränen Qualifikation mit der finalen Krönung des
Gruppensieges vor dem Erzrivalen Holland stärken.

Löw wird 2020 sein viertes EM-Turnier als verantwortlicher Bundestrainer
erleben. Euphorischen Erwartungen trat er jedoch entgegen: „Als Favorit beim
Turnier im Sommer sehe ich uns nicht.“

Der Bundestrainer, der am 3. Februar 2020 seinen 60. Geburtstag feiert,
sprach von anstrengenden Monaten, die hinter ihm liegen. „Das Jahr war
gespickt mit vielen Dingen, die wir zu bewältigen hatten, auch mit einigen
Problemen.“

Umbruch ohne Hummels, Boateng und Müller

Löw forcierte noch einmal den Umbruch, indem er verdiente Weltmeister wie
Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller als Nationalspieler
ausmusterte. Viele Verletzungen und Ausfälle wichtiger Akteure führten dazu,
dass zumindest über ein DFB-Comeback von Hummels öffentlich immer wieder
diskutiert wird.

Hoffnungsträger wie Flügelstürmer Leroy Sané von Manchester City und der von
Löw als Abwehrchef vorgesehene Bayern-Profi Niklas Süle befinden sich nach
Kreuzbandrissen in der Reha. Der Zeitpunkt ihres Comebacks lässt sich sieben
Monate vor EM-Beginn nicht bestimmen.

Löw hat um die Turnier-Veteranen Manuel Neuer (33) und Toni Kroos (29) ein
stark verjüngtes, unerfahrenes Team gruppiert, das schnell reifen muss. Auch
wenn von zehn Länderspielen sieben gewonnen und nur eines beim 2:4 gegen
Holland verloren wurde, war es ein wechselvolles Jahr.

Das Potenzial der DFB-Elf um den neuen Erfolgsgaranten Serge Gnabry blitzte
immer wieder auf, aber an Automatismen und Konstanz muss gefeilt werden. Die
Abwehr wirkt nur bedingt EM-tauglich. „Ich würde dem Jahr eine Note zwischen
zwei und drei geben“, sagte Kroos, dem nur noch vier Einsätze zu 100
Länderspielen fehlen.

Löw wünscht sich „gesunde Spieler mit Spielpraxis“

181 stehen in Löws Bilanz. Für ihn persönlich war es auch ein besonderes
Jahr. Beim Krafttraining entglitt ihm eine Hantel, die auf dem Brustbein
landete. Der Sportunfall führte zu einem „nicht so ungefährlichen“ Einriss
einer Arterie, wie Löw selbst im Nachhinein verriet. Sein Assistent Marcus
Sorg vertrat ihn erfolgreich im Juni in den EM-Qualifikationsspielen in
Weißrussland (2:0) und gegen Estland (8:0). Löw ist froh, dass er bald
durchschnaufen kann.
Bis zum 20. Dezember ist der Terminkalender noch gefüllt. Geplant ist unter
anderem die Beobachtung des spanischen Clásicos zwischen dem FC Barcelona
mit Torwart Marc-André ter Stegen und Real Madrid mit Kroos. „Über
Weihnachten, Neujahr bis Mitte Januar ist dann Pause. Es ist auch wichtig,
dass man den Kopf ein bisschen frei bekommt.“
Insgesamt dauert Löw die Winterpause der Nationalmannschaft aber zu lange.
Erst Ende März finden die ersten Länderspiele im EM-Jahr statt; eines davon
in Madrid gegen Spanien.
„Die Pause tut uns weh, wir würden gerne früher spielen“, sagte er. Seine
Wünsche als Bundestrainer für 2020 sind die immer selben vor einem
Turnierjahr. „Ich wünsche mir für die ersten Monate, dass wir gesunde
Spieler haben mit Spielpraxis und körperlicher Fitness.“ Denn das EM-Jahr
2020 soll viel erfolgreicher verlaufen als das WM-Jahr 2018.

Quelle: www.sport.de