[PRO RETINA News] Coronavirus: Keine Infektionsgefahr durch Tränenflüssigkeit

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Coronavirus: Offensichtlich keine Übertragung über Tränenflüssigkeit –
außer bei Bindehautentzündung

Laut der Stiftung Auge der DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) sind
mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Menschen nach Zahlen der Johns Hopkins
Universität, Baltimore/USA, weltweit positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2
getestet. Da es sich dabei um ein neuartiges Virus handelt, sind
wissenschaftliche Erkenntnisse zu Übertragungswegen bislang rar.

Von der Tränenflüssigkeit, so die Stiftung Auge, geht laut einer aktuellen
Studie aus Singapur [1] eine nur geringe Ansteckungsgefahr aus. Die Stiftung
Auge informiert darüber, wie sich das Virus nach derzeitigem Kenntnisstand
verbreitet, wie sich im Alltag eine Infektion über die Augenschleimhäute
vermeiden lässt und was bei anstehenden Behandlungen beim Augenarzt zu
beachten ist.

Um die von der Tränenflüssigkeit ausgehende Infektionsgefahr zu
untersuchen, nahmen nach Angaben der Stiftung Auge die Wissenschaftler aus
Singapur bei 17 Patienten, die wegen der durch das Coronavirus ausgelösten
Lungenkrankheit Covid-19 in stationärer Behandlung waren, über drei Wochen
Tränenproben aus beiden Augen. In keinem Fall, so die Stiftung Auge, konnten
sie das Coronavirus nachweisen. “Dieses Ergebnis legt die Vermutung nahe,
dass sich der Covid-19-Erreger nicht von den Atemwegen auf die Tränenwege
ausbreitet”, sagt Professor Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge.

Vorsicht bei Bindehautentzündung

Anders verhält es sich laut Stiftung Auge möglicherweise, wenn eine
infizierte Person zugleich an einer Bindehautentzündung leidet. In diesem
Fall fand sich nach Angaben der Stiftung Auge das Virus laut einer
chinesischen Studie [2] mit 30 Teilnehmern auch in der Tränenflüssigkeit.
Nach aktuellem Kenntnisstand, so heißt es im New England Journal of Medicine
[3], zeigen weniger als ein Prozent der Patienten mit Covid-19 Anzeichen
einer Bindehautentzündung. “Die Forschung zu den Zusammenhängen zwischen
einer Corona-Infektion und Symptomen an den Augen steht noch ganz am Anfang.
Die bisherigen Erkenntnisse sind daher aufgrund der geringen Teilnehmerzahl
mit Vorsicht zu betrachten”, sagt der Direktor der
Universitäts-Augenklinik Bonn.

Symptome einer Bindehautentzündung

Typische Symptome einer durch Viren ausgelösten Bindehautentzündung sind
ein Fremdkörpergefühl in den Augen, Jucken, Brennen oder Rötung. “Wer
aktuell mit diesen Beschwerden zu kämpfen hat, sollte aber nicht gleich eine
Corona-Infektion befürchten, vor allem wenn andere typische Symptome wie
Husten, Fieber oder Abgeschlagenheit fehlen,” sagt Professor Christian
Ohrloff, Mediensprecher der Stiftung Auge. Gerade im Frühjahr seien diese
Beschwerden eher auf eine Pollenallergie zurückzuführen, so der ehemalige
Direktor der Universitäts-Augenklinik Frankfurt. Aufgrund des milden Winters
bereiten viele Pollenarten Allergikern bereits seit Februar Probleme.

Auge als Einfallstor für Krankeitserreger

Holz weist darauf hin, dass die Augen allgemein ein potenzielles Einfallstor
für Krankheitserreger darstellen. “Wenn wir Viren auf der Handoberfläche
tragen und uns dann ins Gesicht fassen, können die Erreger über die
Bindehaut eindringen”, warnt der Augenarzt. Daher sei es wichtig, die
Hände oft und gründlich zu waschen und sich möglichst wenig ins Gesicht zu
fassen. Um außerdem die Gefahr einer Tröpfcheninfektionen zu verringern,
sei es sinnvoll, Abstand zu anderen Menschen zu halten. Schutzbrillen seien
dagegen nur bei unvermeidbarem Nahkontakt im medizinischen Bereich nötig, so
Holz.

Nutzen-Risiko-Abwägung für augenärztliche Behandlungen

Für augenärztliche Behandlungen gilt, nicht notwendige Behandlungen zu
vermeiden. “Eine Katarakt-Operation etwa lässt sich ohne zusätzliches
Gesundheitsrisiko verschieben, wohingegen Injektionen zur Behandlung der
feuchten altersabhängigen Makuladegeneration fortgesetzt werden sollten”,
rät Holz. Allgemein sei es wichtig, in Rücksprache mit dem Augenarzt das
Infektionsrisiko mit dem Nutzen der Behandlung abzuwägen.

Quellen: Pressemitteilung Stifung Auge der DOG [4]; Ophthalmologische
Nachrichten online [5]

Links aus diesem Beitrag:
[1] https://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(20)30311-0/pdf
[2] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/jmv.25725
[3] https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2002032
[4]
https://www.stiftung-auge.de/wp-content/uploads/2020/04/PM_Corona_Stiftung_Auge_F.pdf
[5]
https://biermann-medizin.de/coronavirus-offensichtlich-keine-uebertragung-ueber-traenenfluessigkeit-ausser-bei-bindehautentzuendung/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_term=https%3A%2F%2Fbiermann-medizin.de%2Fcoronavirus-offensichtlich-keine-uebertragung-ueber-traenenfluessigkeit-ausser-bei-bindehautentzuendung%2F&utm_content&utm_campaign=Ophthalmologische+Nachrichten+Dienstag%2C+14.+April+2020

Mit freundlichen Grüßen,
Karin Langhammer
Redaktion PRO RETINA News

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