Von A nach B

Wer kennt es nicht: Man möchte zu einer tollen Veranstaltung fahren und sie ist weiter weg. Was macht man da? Man versucht hinzukommen, entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto. Aber wie mache ich es? Auto geht ja zum Beispiel nur mit einem Bekannten oder mit der Familie. Ich möchte mal ein bisschen von meinen Aktivitäten erzählen.

Als Blinder muss man sich immer schon einen Abend vorher Gedanken machen, wie man irgendwo hinkommt, ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt oder einen Verwandten oder Freund, der einen Führerschein hat, frat, ob der einen dahin fahren könnte. Wenn man noch Geschwister oder gute Bekannte oder Freunde hat, die sehen önnen, kann man ja nachfragen, ob jemand Lust hat mitzukommen, das macht z. B. beim Einkaufen je nach dem Sinn oder auch wenn man z. B. auf ein Konzert oder in einen Freizeitpark gehen möchte.

Aber manchmal hat auch niemand Lust darauf oder man selbst möchte einfach allein unterwegs sein und nicht immer jemanden fragen. Ich fahre auch gerne alleine, wenn ich was brauche, z. B. an technischen Sachen, sagen wir einen USB-Stick oder eine Festplatte, zum Media Markt oder Saturn. Ich könnte meinen Bruder, eine Schwester oder meinen Vater fragen oder auch meinen Schwager, die haben alle einen Führerschein. Ich finde das aber immer blöd, deshalb fahre ich selber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich kann ja, wenn ich etwas im Laden nicht finde, auch einen Verkäufer oder andere Kunden um Hilfe bitten. Außerdem ist es ja günstig mit dem ÖPNV, denn als Sehbehinderte bzw. allgemein als Schwerbehinderte haben wir ja mit dem Schwerbehindertenausweis das Privileg, kostenlos mit allen Bussen, Straßenbahnen, S-Bahnen, Regionalzügen und manchmal sogar Schiffen oder Bergbahnen zu fahren.

So viel zum Allgemeinen. Jetzt werden wir mal konkret. Ich setze mich sonst immer in den Zug nach Hameln, da brauche ich 20 Minuten zum Media Markt. Zum Saturn sind es 45 Minuten, also länger als zum Media Markt, aber ich muss sagen, ich fahre lieber zum Saturn – und zwar nicht, weil ich den Media Markt an sich weniger mag.

Wie eben gesagt, würde ich es zum Media Markt nach Hameln in 20 Minuten schaffen. Wenn ich aber von Lügde Bahnhof bis Hameln Hauptbahnhof gefahren bin, muss ich dort aussteigen und zum Busbahnhof gehen und jetzt ist der nicht nur unübersichtlich, wie es an Busbahnhöfen häufig ist, sondern ich müsste immer 25 Minuten warten, bis der Bus kommt und auch sehr konsequent die Fahrer fragen, was für ein Bus denn da steht, weil da sehr viele Buslinien fahren und die manchmal halten, wo gerade Platz ist (sicher ist da ein System, aber es fühlt sich manchmal so an). Wenn ich mit dem Bus gefahren bin, gibt es gleich die nächste Schwierigkeit, nämlich eine große Kreuzung mit einer Insel in der Mitte und es gibt da zwar eine Ampel, aber die hat kein Blindensignal, man muss immer mit Querverkehr und Parallelverkehr arbeiten und hoffen, dass man die Grünphase richtig hört. Ich mache das immer noch mit meinem Sehrest, der reicht dafür zum Glück noch aus, aber mir ist das trotzdem mit der Zeit zu gefährlich geworden, weil ich vielleicht doch mal was übersehe und dann auch nicht alles auf einmal überblicken kann.

Darum habe ich eine einfache Möglichkeit für mich gefunden, ich fahre immer jetzt nach Paderborn zum Saturn und gehe da einkaufen, das ist vom Weg her wesentlich einfacher für mich. Hier steht der Bus, den ich brauche, häufig schon da, wenn ich mit dem Zug am Bahnhof ankomme, und meistens steht er auch immer an der gleichen Stelle. Wenn ich ausgestiegen bin, muss ich nur wenige Schritte die Straße lang und bin schon beim Eingang vom Saturn. Abgesehen vom einfacheren Weg wohnt in Paderborn auch meine Schwester und wir können uns noch zum Kaffeetrinken o. Ä. treffen.

Ich bin auch schon alleine geflogen. Der Flughafen in Hannover ist sehr barrierefrei. Wenn ich da vorher anrufe oder mir im Reisebüro eine Reise buche, kann ich bequem mit dem Zug bis zum Flughafen fahren und werde gleich von jemanden vom Flughafen abgeholt, der mich zum Flugzeug bringt und auch bei den Kontrollen unterstützt. Am Zielflughafen kann man sich dann auch wieder eine Begleitung organisieren, die einem dann beim Aus- oder Umstieg hilft. Und: Man kann auch mit dem Blindenhund fliegen, da sollte man sich natürlich vorher informieren, aber das ist auch möglich.

Das Wichtigste ist immer, dass man sich traut. Ich habe im obigen Media Markt-Saturn-Beispiel gezeigt, dass manches besser funktioniert al;s anderes und es durchaus noch Barrieren gibt. Das Fliegen zeigt aber auch, wie viel möglich ist. Wir können zwar nicht sehen, aber haben doch trotzdem Lust, unabhängig unterwegs zu sein und je nach dem auch die Welt zu entdecken – und das sollten wir uns nicht nehmen lassen.