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Die Zukunft der Fachbereiche in Vogtareuth: Ein entscheidender Moment für Inklusion und Versorgung

Ein Manga-Bild zeigt einen modernen Konferenzraum, in dem mehrere Personen – Ärztinnen, Ärzte sowie Politikerinnen und Politiker – um einen großen Tisch sitzen. Auf dem Tisch liegen Akten, Laptops und Notizen, während ein Bildschirm im Hintergrund eine Karte von Bayern mit markierten Klinikstandorten zeigt. Die Figuren wirken konzentriert und ernst, während sie über die Zukunft der medizinischen Versorgung diskutieren. Durch ein großes Fenster ist die Fassade eines Krankenhauses zu erkennen, das die Schön Klinik Vogtareuth symbolisiert. Die Szene ist in weichen Blau- und Grautönen gehalten, im typischen Mangastil mit klaren Linien und ausdrucksstarken Gesichtern gestaltet.

Die Zukunft der Fachbereiche in Vogtareuth: Ein entscheidender Moment für Inklusion und Versorgung

Hallo liebe Freunde, Mitglieder und Bekannte unseres Netzwerks Cap4Free,

Vor einigen Tagen haben wir auf Cap4Free unter dem Titel

„Erhalt der Station JERWA in Vogtareuth – Einzigartige Transition sichern“

über die drohende Schließung bzw. Umstrukturierung wichtiger Fachbereiche in der Schön Klinik Vogtareuth berichtet.
Wir verweisen hiermit erneut auf diesen ursprünglichen Beitrag.

Nun gibt es neue Entwicklungen: Vertreter:innen aus Politik und Medizin haben sich in Rosenheim zu einem Runden Tisch versammelt, um über die Zukunft der medizinischen Versorgung in der Region zu diskutieren.
Für uns als Netzwerk, das sich für Inklusion starkmacht, ist dieser Prozess von existenzieller Bedeutung – denn es geht nicht bloß um Strukturveränderungen, sondern um die Sicherung gesundheitlicher Teilhabe für Menschen mit Behinderung.


1. Ausgangslage: Was droht, was steht auf dem Spiel

Die Schön Klinik Vogtareuth hat in einer offiziellen Ankündigung klargestellt, dass einige Fachbereiche – jene, „die nicht zu diesem neuen Kernprofil passen“ – zum Jahresende geschlossen werden sollen.

  • Neurochirurgie für Erwachsene
  • Neurologie inklusive multimodaler Schmerztherapie
  • Der Bereich JERWA (Junge Erwachsene)
  • Herz- und Gefäßchirurgie
  • Hand-, plastische und Brustchirurgie
  • Die ambulante Rehabilitation

Diese Entscheidung geschieht im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung, mit dem Ziel, das Profil der Klinik neu zu schärfen. Doch diese Maßnahmen haben weitreichende Folgen – vor allem für Menschen mit Behinderung, die auf spezialisierte Angebote angewiesen sind.

Gleichzeitig sorgen Berichte über einen möglichen Wegfall der Herzchirurgie für große Besorgnis: Mitarbeitende warnen, dass die Abteilung „vor dem Aus“ stehe, da die nun verlangten strukturellen Vorgaben nicht mehr voll erfüllt werden könnten.

Eine Petition wurde initiiert, um die Herzchirurgie am Standort Vogtareuth zu erhalten.


2. Fakten zur Klinik: Kapazität, Spezialisierungen, Rolle in der Region

  • Die Klinik verfügt über 287 Betten, bearbeitet jährlich 7.693 stationäre Fälle, 528 teilstationäre Fälle sowie etwa 17.120 ambulante Fälle (Quelle: German Hospital Directory).
  • In anderen Quellen wird die Klinik mit 400 Betten und zehn chirurgischen Fachkliniken beschrieben – ein Hinweis auf die umfassende Ausrichtung im regionalen Kontext.
  • Zu den Fachzentren gehören: Hand- und Fußchirurgie, Kinderorthopädie, Neurochirurgie, Neurologie, Radiologie, Gefäß- und Herzchirurgie.
  • Die Abteilung für Neurologie ist seit über 25 Jahren aktiv und betreut jährlich tausende Patient:innen mit Schlaganfällen, Multipler Sklerose, Demenz oder Hirntumoren.

Die Schön Klinik Vogtareuth ist damit eine der zentralen Säulen der neurologischen und chirurgischen Versorgung in Oberbayern.


3. Der Runde Tisch in Rosenheim: Akteure, Vereinbarungen, Versprechen

Auf Einladung von Dr. Mate Ivancic, dem CEO der Schön Klinik Gruppe, fand in Rosenheim ein Runder Tisch statt. Beteiligt waren:

  • Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig
  • Landtagsabgeordneter Daniel Artmann
  • Landrat Otto Lederer
  • Oberbürgermeister Andreas März
  • Dr. Ulrich Schulze, Geschäftsführer der RoMed Kliniken

Gemeinsam wurde ein Handlungsrahmen beschlossen, der die medizinische Versorgung in Stadt und Landkreis Rosenheim langfristig sichern und den Mitarbeitenden neue Perspektiven bieten soll.

Einige Kernpunkte:

  • Wohnortnahe Versorgung bleibt langfristig gesichert.
  • Individuelle Anschlusslösungen für Patient:innen der JERWA-Einrichtung.
  • Übergangsphase für neurochirurgische Behandlungsfälle im Erwachsenenbereich.
  • Herzchirurgie künftig über das Deutsche Herzzentrum München.
  • Neue Kapazitäten in Rosenheim und Prien über RoMed Kliniken.
  • Rund 40 Beschäftigte sollen innerhalb der Klinikgruppe übernommen werden.

4. Bedeutung für Menschen mit Behinderung

Gerade die betroffenen Bereiche sind für Menschen mit Behinderung essenziell – etwa die Neurologie, Neurochirurgie oder der Bereich JERWA, der junge Erwachsene in der Übergangsphase betreut. Wegfall oder Verlagerung könnten schwerwiegende Folgen haben:

  1. Längere Anfahrtswege und organisatorische Belastung.
  2. Versorgungslücken bei komplexen Krankheitsbildern.
  3. Unterbrechung laufender Langzeittherapien.
  4. Erhöhte Kosten für Betroffene.
  5. Rückschritt bei der Inklusion im ländlichen Raum.

Inklusion muss daher integraler Bestandteil aller medizinischen Reformprozesse bleiben.


5. Statistischer und gesellschaftlicher Kontext

Schwerbehinderte Menschen in Bayern und Deutschland:

  • 1,16 Millionen Menschen mit Schwerbehindertenstatus in Bayern (2023).
  • Das entspricht 8,6 % der Bevölkerung.
  • Bundesweit rund 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen (9,3 %).
  • 58 % sind 65 Jahre oder älter; nur 2,7 % sind minderjährig.

Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung lag 2023 bei rund 11 %, die Erwerbsquote bei 51,4 %.

Diese Daten zeigen: Eine stabile, barrierefreie Gesundheitsversorgung ist Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe.


6. Kritik, Risikoanalyse und Forderungen

  • Späte Information der Beschäftigten.
  • Vage Formulierungen bei Übergangslösungen.
  • Abhängigkeit von entfernten Kliniken.
  • Unklare Arbeitsplatzsicherungen.
  • Risiko einer Zwei-Klassen-Versorgung zwischen Stadt und Land.

Forderungen von Cap4Free:

  1. Inklusionschecks bei jeder Umstrukturierung.
  2. Einbindung von Betroffenen, Angehörigen und Behindertenverbänden.
  3. Verbindliche Übergangsfristen und Finanzhilfen.
  4. Dezentrale Stärkung regionaler Fachzentren.
  5. Transparente Berichterstattung über Fortschritte.

7. Schlusswort & Ausblick

Was heute in Vogtareuth und Rosenheim entschieden wird, ist ein Testfall für die Zukunft der inklusiven Gesundheitsversorgung in Deutschland. Wir begrüßen den Dialog, betonen aber: Nur konkrete Umsetzung und Transparenz schaffen Vertrauen.

Cap4Free wird diesen Prozess kritisch begleiten – im Sinne der Menschen, deren Gesundheit und Teilhabe nicht verhandelbar sein dürfen.

Mit Nachdruck und Hoffnung für eine gerechtere medizinische Zukunft,
Euer Team von Cap4Free


Quellen und weiterführende Hinweise