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Unsere Netzwerk Geschichte

Von der Vogelperspektive ist ein Laptop auf einem Holztisch, ein weibliche Hand streckt sich auf die Tastatur des Laptops in der Hand ein Kugelschreiben. Drumherum sind Gegenstände. Vor der Aufnahme ist ein Netzwerk gezeichnet mit Personen, die miteinander verbunden sind.
Unglaublich, jetzt sind wir schon seit fünf Jahren im Netz! Zeit, um zurückzublicken, was in der Zwischenzeit so alles passiert ist.

2013 wurde ich zu einer Whatsapp-Gruppe eines Bekannten eingeladen. Neugierig, wie ich war, nahm ich die Einladung an und lernte sehr viele tolle Leute kennen.

Irgendwann kam der Wunsch, eine Whatsapp-Gruppe speziell für junge Menschen zu gründen. Dieses Anliegen wurde durch die Gruppe „DBSV-Jugend“ verwirklicht. Etwas später kam Stefan auf mich zu, der mich einlud, dem Netzwerk „KuUBuS“ (Kommunikation und Unterhaltung für Blinde und Sehbehinderte) beizutreten. Ich trat dem Netzwerk bei, fühlte mich aber irgendwie nicht so wohl. Was mich aber unheimlich inspirierte, war, wie blinde und sehbehinderte Menschen sich dort miteinander vernetzen konnten. Daraus entstand mit anderen Mitgliedern, denen es ähnlich ging wie mir, der Plan, ein eigenes Netzwerk zu gründen.

Zunächst waren es nur einige Whatsapp-Gruppen (darunter unter anderem die gegründete DBSV-Jugendgruppe), einer Facebook-Seite und eine Unterseite bei Stefans Seite. Doch unser Gründerteam war ein starkes Team, in dem es so viele verschiedene Talente und Fähigkeiten gab, von denen das Netzwerk profitieren durfte und die dazu beitrugen, dass unser Angebot sich verbreitete und wir immer mehr Zuwachs bekamen. Gerade Dario und Felix, die mittlerweile beide nicht mehr dabei sind, haben viel Zeit und Mühen investiert. Auch die enge Kooperation mit Stefan und Jeffrey, mit denen wir den Teamtalk-Podcast ins Leben riefen (wobei es den auch schon sehr, sehr lange nicht mehr gibt), trug ihren Teil zu unserer Popularität insbesondere unter Blinden und Sehbehinderten bei. Schließlich konnten wir uns den Traum einer eigenen Webpräsenz erfüllen, bauten unseren Blog für jedermann auf und entwickelten eine Plattform, auf denen wir unsere Angebote bündeln und vorstellen können. Schade ist, dass sich der inklusive Ansatz, den wir ursprünglich hatten, nicht durchsetzen konnte und wir merkten, wie schwierig es ist, als Ableger eines sozialen Netzes blinder und sehbehinderter Menschen die „sehende Außenwelt“ davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, über unsere Plattform mit anderen zu vernetzen. So waren und sind unsere Mitglieder nahezu alle blind oder sehbehindert, was aber nicht heißt, dass wir nicht offen für Menschen ohne Behinderung oder mit anderen Behinderungen sind – im Gegenteil, wir begrüßen alle, die sich austauschen möchten, herzlich hier bei uns, egal ob mit oder ohne Behinderung!

Alles entwickelte sich gut, bis es 2019 zu einem riesigen Streit im Leitungsteam kam. Viele verließen das Netzwerk. Wir wenigen Verbliebenen versuchten, Schadensbegrenzung zu machen und hofften, dass die Konflikte möglichst im Leitungsteam blieben. Doch natürlich gelang uns das nicht, dafür ist die Blindenwelt einfach zu sehr miteinander verbunden. Einige der ehemaligen Kolleginnen und Kollegen gründeten eigene Netzwerke, für die sehr stark in unseren Gruppen geworben wurden. Aber das war nicht alles: Es wurden falsche Behauptungen in die Gruppen getragen (z. B. dass sich Gruppen auflösen würden – Ziel dabei war, die Mitglieder in eine vermeintliche neue Gruppe zu überführen, die jedoch einem anderen Netzwerk angehörte) und unser Netzwerk wurde öffentlich extrem schlechtgeredet, wobei auch ich persönlich angegriffen wurde und in diesem Zusammenhang mehrfach die Polizei hinzuziehen musste. Es waren sehr dreiste Mittel, zu denen ehemalige Freunde und Wegbegleiter griffen. Dabei wäre ohne sie das Netzwerk nicht das, was es heute ist, und wir sollten ihnen allen zutiefst dankbar für ihren Einsatz sein. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass das Erlebnis, durch das wir auseinandergegangen sind, definitiv nicht förderlich war für das sich bis dato stets im Aufschwung befindende Netzwerk, das wir Stück für Stück in enger gemeinschaftlicher Zusammenarbeit und mit viel Herzblut aufgebaut haben.

Es grenzt für mich immer noch an ein Wunder, dass wir diese schlimme Zeit überlebt haben. Oft genug habe ich daran gezweifelt und sah das Ende vorprogrammiert. Aber es kamen neue Leute, die sich nicht von diesen Konflikten entmutigen ließen und frischen Wind in unser Admin-Team brachten. Klar hatten wir viele Mitglieder unwiderruflich verloren, aber in dieser Situation waren wir einfach nur froh, als es wieder ruhiger wurde. Heute (Stand 01.03.2021) sind auf unserer Website 31 Whatsapp-Gruppen und elf Facebook-Gruppen zu den verschiedensten Themen mit insgesamt etwa 2000 Mitgliedern eingetragen, die von insgesamt 16 Admins verwaltet werden. Unser kleines Blog-Team freut sich über Beiträge jeglicher Art. Es ist wieder Frieden eingekehrt – zum Glück!

Pläne für die Zukunft gibt es viele. Es wäre toll, wenn wir wieder einen Podcast hätten, die Arbeit mit unseren Kooperationspartnern intensivieren könnten und wir ein netzwerkeigenes Konto hätten, um die laufenden Kosten (Website usw) nicht aus privater Tasche decken zu müssen und ggf. auch mal in etwas investieren zu können. Dafür braucht es natürlich weiterhin ein engagiertes Team, das sich einbringt und aktiv das Netzwerk voranbringen und weiterentwickeln will. Aber ich bin mir sicher, dass all diese Ideen irgendwann Realität werden, denn wir haben schon so vieles geschafft!

Ganz herzlich möchte ich mich bei meinen Helferinnen und Helfern bedanken, die sich für Cap4free entschieden haben und ihre Freizeit zugunsten des Netzwerks einsetzen. Ohne Euch würde Cap4free nicht funktionieren – möge unsere Zusammenarbeit noch lange halten! Auch herzlichen Dank an alle Mitglieder, die sich uns anvertrauen und für einen regen und produktiven Austausch in den Gruppen sorgen – lasst uns auch in den nächsten fünf Jahren gemeinsam Geschichte schreiben!

Euer Mevludin