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Lieber den Schüler in der Hand als den Klimawandel auf dem Dach

Ein Kommentar von L. Sass
Es wirkt wie eine Fata Morgana: unter dem Motto Fridaysfor Future lösten sich hunderte politikverdrossene Schüler aus ihrer Ohnmacht und versammelten sich in der Bundesrepublik, um ein solidarisches Exempel für eine nachhaltige Zukunft zu statuieren.  Ganz zum Trotz der nun schlagartig scharenden Paragraphenhengste.
Der Auslöser ist die Rede einer fünfzehnjährigen Schwedin vor der UN-Klimakonferenz 2018 in Katowice, Polen.
Die Umweltaktivistin Greta Thunberg ergriff mit ihren ernüchternden Worten die Gunst der Stunde gemäß der Devise Lieber spät als nie um die Welt letztmalig aufzurütteln. Aufgewacht wollen  Jugendliche wie in Hamburg, Europa und der ganzen Welt nun jeden Freitag Taten sprechen  lassen. Der Mob  Demonstrationszug, oder einfach die Umweltbewegung, stellt bewusst rebellisch den Kampf für ihre Zukunft und einem nachhaltigen Planeten über ein Schulkonformes Verhalten.
Denn der Zweck heilt das vielseitig kritisierte Schwänzen und untermauert die unfassbare Bedeutung des Klimawandels und dem damit verbundenen Handlungsbedarf.
Es ist fünf nach zwölf und unabdingbar den konventionellen Energieträgern und konservativen Politikern den Kampf anzusagen und der Realität ins schwache versmokteGesicht zu blicken.
Der bekennende Demonstrationsmuffel und NRW-Ministerpräsident, Armin Laschet, (CDU) kritisiert dazu die Schülerdemonstrationen, weil die Kinder und Jugendlichen während der Schulzeit und nicht in ihrer Freizeit protestieren.
Er fände es glaubwürdiger, wenn Schülerinnen und Schüler sich zu Tausenden nach Schulschluss versammeln und damit ein persönliches Opfer in ihrer Freizeit bringen würden, sagte er im WDR.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen in S-H, Eka von Kalben, weiß, nur dadurch, dass die Schüler die Regeln brechen, erhalten sie überhaupt diese Aufmerksamkeit.
Die Proteste sind omnipräsent in den Medien und schaffen die wohlverdiente Aufmerksamkeit für den Menschen gemachten Klimawandel. Die Schüler und Studenten organisieren sich beispielsweise über WhatsApp-Gruppen, machen mobil und bauen eigene Netzwerke auf.
Dazu schafft Daniel Günther die Konklusion. Es sei ein Spagat zwischen Förderung des Engagements junger Menschen und der Durchsetzung des Schulgesetzes – und damit ein Dilemma. Ferner beißt sich die Katze selber in den Schwanz: die Schulpflicht verbunden mit dem Erziehungsauftrag nach Grundgesetz Artikel 7 sperrt die verankerten Grundrechte der freien Meinungs- und Versammlungsfreiheit aus.
Dank der Politiker meiden die Schulen die Konfrontation wie der Teufel das Weihwasser und verstecken sich hinter derartigen Feigenblättern.
Als wäre das nicht schon tragisch genug, definiert das Niedersächsische Schulgesetz im  Paragraph 2  hierzu  paradoxerweise den Erziehungsauftrag als die Befähigung Grundrechte wirksam werden zu lassen.
Wie kann man also den Leidtragenden des Klimawandels, ohne mit der Wimper zu zucken und einmal abzuwägen, ihr Demonstrationsrecht nehmen? ihr Demonstrationsrecht nehmen?
Es sind keine Unterrichtsboykotte und Schülerstreiks, wie es die allseits zitierte Kultusministerkonferenz vor über 45 Jahren manifestierte, sondern fördert die demokratische Entwicklung einer mündigen Generation, die den Mut hat sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen.
Dieser Verstand ist die Kompetenz, die ganz oben in einer Bewerbung stehen sollte, ganz gleich ob man  nur mit dem Demonstrationsstrom geschwommen ist.
Verständlicherweise verleihen die vermeintlichen Mitläufer der Bewegung ihren
Wehrmutstropfen, bedauernswerterweise würden aber gleichzeitig  10 überzeugte Aktivisten maximal zum Narren gehalten werden.
Unabhängig der Intention kommt der Schüler durch sein ideell widerrechtliches Verhalten  in  Bredouille, schließlich schafft das sich rechtfertigen müssen ein Bewusstsein und eine essenzielle Diskussion im Elternhaus wie Bildungsanstalt.
Denn plötzlich! Die mundtot geglaubte Generation, die verrufenen, sich in Frieden und Wohlstand suhlenden Millenniums, zeigen mit den erhobenen Zeigefinger auf ihre Elterngeneration und rügen lauthals die desaströse Klimapolitik ihrer Zeit.
Ironischerweise wirken die Politiker und Eltern teils erschüttert, ja ganz erschrocken, zu tief sitzen noch Massenproteste  ihrer Zeit in ihren Knochen.
Tja! Wer den Pelz gewaschen haben will, muss auch riskieren nass zu werden.
Vielleicht wirkt die weltanschaulich neutrale Institution Schule als falscher Gegner von Unmut über Klimasünder, dennoch kann die Unterrichtsqualität nur von hautnah erlebter politischer Partizipation profitieren. Und streiken Gewerkschafter nicht auch unbequem während der Arbeitszeit?
Rätsels Lösung bietet die auf Schulrecht spezialisierte Rechtsanwältin Katrin Over, mit einer Beurlaubung und dem zwingenden Grund für Klimaschutz zu demonstrieren,würde ein legaler Weg gefunden. Auf der anderen Seite würde nicht mal Justitia, dass Fehlstundenpensum im Vergleich zum Lehrermangel bedingten Unterrichtsausfall bemerken. Die Zeit schätzte jüngst das 5% des Unterrichts an öffentlichen Schulen entfällt. Was sind dagegen schon ein paar 1000 Schüler, die auf die Barrikaden gehen um Tacheles zu reden?
Jedenfalls muss man nicht in Teufelsküche kommen bei dem Versuch seine Zukunft zu retten.
Die Würfel sind noch nicht gefallen, daher schlägt der Verfassungsrechtler Zuck  Pädagogische Maßnahmen anstelle des hilflosen Zurückpfeifens vor, denn offenkundig ist  das Lauffeuer nicht mehr aufzuhalten.
Zusätzlich zur Symbolkraft sympathisieren Schüler deutlich stärker, damit die Klimaziele nicht erst als eingestaubte Wissenschaftler  zu erreichen  versuchen, sondern eher als Stürmer und Dränger die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen  zu verwirklichen.
Daher sollte die endlich reanimierte und vor allem politisierte Zombie-Generation nicht sanktioniert werden, sondern dem löblichen Vorstoß mit einem Kompromiss Gehör geschenkt werden.
Ebenfalls Herr Laschet darf realpolitisch, statt der pechschwarzen Braunkohle-Industrie beim Hambacher-Forst den Rücken zu stärken, lieber für die Zukunft seiner jungen potenziellen Wählerschaft einstehen.  Und damit dem Kategorischen Imperativ folgeleisten, denn wer den Klimaschutz vernachlässigt wird Klimaflüchtlinge ernten. Und wie unsere Bundeskanzlerin bereits 2007  prognostizierte kann ein nicht Handeln bis zu 20% unseres Wohlstandes kosten. Vielmehr kann es dem Schüler seine Zukunft kosten, wenn heute nicht die Weichen für eine verantwortungsvolle Klimapolitik im Einklang mit den Pariser-Klimaabkommen gestellt werden,
auch wenn die ach so proformen Politiker kalte Füße bekommen, befürwortet die Mehrzahl der Befragten einer  Spiegel Online Umfrage zufolge die Schülerproteste jeden Freitag. Ebenso wie  der Bundespräsident und die deutsche Bundeskanzlerin und Doktorin der Physik, die sich  jüngst in ihrem Podcast mit den Schülern solidarisierte.
Final dürfen wir nicht die Titanic  erneut auf den Eisberg zusteuern lassen und die aufmerksamen Schüler unter Deck schicken, um sie etwas über Navigationsgeräte lernen zu lassen. Summa  summarum ist die  Fridays for Future“-Bewegung mehr als ein Schul- und politikverdrossener Mob, es hat sich zu einem Attribut Entwickelt und ist zum Inbegriff einer bis dato geschlummerten Aufbruchsstimmung geworden. Und  die Ärzte lagen richtig als sie sangen, dass es nur deine Schuld wäre wenn die Welt so bleibt. Drum sind sie hier, sie sind laut, weil manihnen die Zukunft klaut. Denn schon Napoleon wusste: Wenn die ganze Welt still ist, hat jede einzelne Stimme Macht. Auch deine!
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