Wir brauchen Inklusionsfakten statt Vorurteile

Von Lisa Reimann
20 Mythen und 20 Gegenargumente
bunte Truppe ©Inklusionsfakten
In Debatten über inklusive Bildung werden oft unreflektiert Falschaussagen zum Thema inklusive Bildung gemacht. Es werden Vorurteile gegenüber dem Gemeinsamen Unterricht von Kindern mit- und ohne Behinderung geäußert, die rational nicht haltbar sind. Die häufigsten Vorbehalte und Falschaussagen hat Inklusionsfakten hier zusammengetragen.
Fakten, Best-Practice-Beispiele, die Menschenrechtsperspektive und Quellen zu Bildungsstudien, die die Vorbehalte gegenüber inklusiver Bildung korrigieren, liefern reichlich Stoff, um Inklussionsskeptikern und Unwissenden mit gesicherten Faktenwissen zu begegnen. Die häufigsten Mythen zum Thema schulische Inklusion werden hier ebenso erwähnt wie gesicherte Gegenargumente sowie Beweise für den Erfolg von inklusiver Bildung.
Mythos 1: “Die nichtbehinderten Kinder werden durch den gemeinsamen Unterricht benachteiligt”. Fakt ist: Wissenschaftliche Befunde, zeigen, dass Kinder im Gemeinsamen Unterricht keine schlechteren, teilweise sogar bessere Ergebnisse erzielen. Denn…
Mythos 2: “Schüler/Schülerinnen mit Behinderung lernen besser an einer Förderschule”. Unsinn, denn…
Mythos 3: “Kinder mit Behinderung brauchen einen Schonraum/Schutzraum”. Förderschulen sind kein Schonraum, sondern Apartheit, denn…
Mythos 4: “Das Kindeswohl muss im Vordergrund stehen, wenn es um die Entscheidung des Förderortes geht” (der Klassiker). Verschiedene Studien zeigen, dass separierende Einrichtungen negative Auswirkungen auf das Kindeswohl haben, denn… 
Mythos 5: “Einige Kinder mit Behinderung können auf eine inklusive Schule, andere Behinderungsformen sprengen den Rahmen” – auch wieder ein falscher Dampfer, denn…
Mythos 6: “Inklusiver Unterricht kostet mehr” – auch nicht richtig, die Folgekosten, die durch das Föderschulsystem entstehen, sind enorm hoch, denn…
Mythos 7: “Inklusion ist schön, aber bitte nicht auf Gymnasien” – Doch, auch das kann erfolgreich gelingen. Auch Gymnasien sind in der Verpflichtung inklusive Bildung umzusetzen, denn…
Mythos 8: “Inklusion braucht Zeit” – völliger Quatsch, denn…
Mythos 9: “Wir brauchen erst Konzepte und empirische Befunde” -Guten Morgen, wer hat da die letzten 40 Jahre bildungspolitisch verschlafen? Denn…
Mythos 10: „Inklusion ist eine Belastung und Inklusion hat Grenzen“ – leider ein sehr verbreitetes Vorurteil, denn…
Mythos 11: “Also die ganz verhaltensauffälligen Schüler, die können nicht in den Gemeinsamen Unterricht. Das geht ja gar nicht” – auch hier wird eher diskriminiert als sauber argumentiert. Denn…
Mythos 11 a): “Also die ganz ‘schwerstmehrfach-behinderten Kinder’ können nicht in den Gemeinsamen Unterricht. Das geht ja gar nicht” – Oh doch, das geht, denn…
Mythos 11 b): “Inklusion funktioniert vielleicht bei Kindern mit Down-Syndrom oder Kindern im Rollstuhl, jedoch kann nicht jedes Kind mit Behinderung in eine Regelschule gehen” – na klar, denn…
Mythos 12: „Schüler/-innen mit Lernschwierigkeiten lernen im inklusiven Unterricht nicht das, was sie auf Förderschulen lernen“. Auch das stimmt nicht, denn…
Mythos 13: “Inklusive Bildung – wie soll denn das gehen, wenn die “schwachen” Schüler nicht mitkommen?” Wer meint, das geht nicht, der/die irrt, denn…
Mythos 14: „Es werden Massen von Kindern mit Förderbedarf an die allgemeinen Schulen kommen“ – Keine Sorge, das ist Unsinn, denn…
Mythos 15: “Die Lehrer der Regelschule wollen doch gar keine Inklusion” – und ich will eine 3-Tage-Woche. Außerdem ‚wollen‘ viele Lehrerinnen/Lehrer sehr wohl, denn…
Mythos 16: „Die Eltern können ja wählen auf welche Schule das Kind geht“. Wirklich? Oder verbirgt sich hinter dem Wahlrecht etwas ganz anderes? Denn…
Mythos 17: „Die Förderschule für Lernbehinderte ist sinnvoll“. Oh je, das ist völlig falsch, denn…
Mythos 18: “Die Schulen sind nicht ausgestattet für Kinder mit Behinderung”. Das stimmt nur teilweise und ist auch nicht wirklich ein Argument, denn…
Mythos 19: “Die Kinder mit Behinderung werden gehänselt” – werden nicht andere diskriminierte Gruppen auch gehänselt? Förderschulen tragen jedenfalls nicht dazu bei, das Hänselein aufhören, denn…
Mythos 20: “Wir brauchen erst Barrierefreiheit”. Nur ein Bruchteil der Schülerinnen/Schüler mit Behinderung ist auf einen Rollstuhl oder Walker angewiesen. Mit der Inklusion warten bis alle Schulen komplett barrierefrei sind, ist nicht richtig, denn…
„Inklusive Bildung ist der Schlüssel dafür, dass Menschen mit Behinderungen wirksam an einer freien Gesellschaft teilhaben können. Sie ist der Raum, in dem alle Menschen ihre Fähigkeiten, ihr Selbstwertgefühl und das Bewusstsein ihrer eigenen Würde entwickeln können. Sie trägt deshalb wesentlich dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen ihr Potential voll entfalten können. Sie legt zugleich die Grundlage für eine Kultur der Menschenrechte in einer Gesellschaft, indem sie die Achtung der menschlichen Vielfalt durch alle stärkt und die Anerkennung des anderen Menschen als eines Gleichen vermittelt. Sie fördert damit den „Geist der Brüderlichkeit“, wie ihn Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als Grundlage jeder menschlichen Gesellschaft fordert.
Das Recht auf inklusive Bildung kann nur in einem inklusiven System verwirklicht werden. Deshalb macht die UN-Behindertenrechtskonvention den Aufbau eines inklusiven Bildungssystems zu einem verbindlichen Ziel. Es gilt für alle Sparten der Bildung – und eben auch und gerade für den Bereich der schulischen Bildung. Denn Schule bildet Zukunft – ohne inklusive Bildung in der Schule wird es keine inklusive Gesellschaft geben“ (Dr. Valentin Aichele, Prof. Dr. Beate Rudolf:  Studie. Inklusive Bildung: Schulgesetze auf dem Prüfstand, Dr. Sven Mißling und Oliver Ückert, Deutsches Insitut für Menschenrechte, 2014, Vorwort S.6).
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