7. November 2019 – 15:53 Uhr
Im Rollstuhl auf sich allein gestellt: Anna (21) beklagt mangelnde Barrierefreiheit
Anna Mühlhause ist 21 Jahre alt und sitzt im Rollstuhl – von Kindesbeinen an. Bei der Geburt erlitt sie einen Sauerstoffmangel. Ihre Feinmotorik ist gestört, sie hat kein räumliches Denken und nur einen eingeschränkten Orientierungssinn. Trotzdem lebt Anna selbstständig, wohnt und studiert in Marburg. Alleine. Mit ihrer Behinderung hat sie in ihrem Wohnhaus und an der Uni im Alltag kaum Probleme – dafür bereitet ihr die Deutsche Bahn umso mehr Kopfzerbrechen. Zu oft, sagt sie, werde sie einfach am Bahnsteig sitzen gelassen. Obwohl sie zuvor Hilfe beantragt habe.
Rollstuhlfahrerin Anna Mühlhause: „Fünf von acht Mal stand kein Mobilitätsdienst am Bahnhof“
Das Problem: Anna fährt regelmäßig nach Hause, um ihre Familie zu besuchen. Auch das tut sie alleine. Damit die Reise mit dem Rollstuhl reibungslos klappt, ist Anna auf den sogenannten Mobilitätsdienst der Deutschen Bahn angewiesen – einen Service extra für Behinderte.
Das Prinzip: Wenn der Service gebucht wird, kommen Mitarbeiter mit einer speziellen Einstiegs-Rampe zum Bahnhof und sorgen dafür, dass Anna sicher aufs Gleis, in den Zug und wieder heraus kommt. Zumindest in der Theorie. Denn die Realität, sagt Anna, sehe anders aus: „Der Dienst ist alles andere als zuverlässig.“
„Ich bin jetzt acht Mal gefahren, hin und zurück, und davon stand fünf Mal kein Mobilitätsdienst am Bahnhof – obwohl er angemeldet war, obwohl ich die Zusage erhalten habe“, klagt Anna. Nicht an jedem Bahnhof sei es gleich schlimm, an manchen sei der Service sogar vorbildlich. Aber ausgerechnet an ihrem Heimat-Bahnhof in Marburg werde sie regelmäßig im Stich gelassen.
„Gerade, wenn ich an einem Sonntagabend wieder zurückkomme, kann ich pokern: Steht da jemand für mich? Und meistens steht da eben keiner.“ Dabei komme sie immer schon um 19.33 Uhr in Marburg an. „Das ist keine unchristliche Zeit, das sollte machbar sein.“
Anmeldung ist Pflicht: Spontanes Verreisen ist für Anna nicht möglich
Rollstuhlfahrerin Anna Mühlhause beklagt die Unzuverlässigkeit des DB-Mobilitätsdienstes
Inklusion? Von wegen! Rollstuhlfahrerin Anna Mühlhause (21) beklagt die Unzuverlässigkeit des DB-Mobilitätsdienstes.
Quelle ist von RTL